Die Diagnose

„Frau XY, wir haben nun die Ergebnisse vorliegen.
Sie haben §@&‘#.“

Ob eine Routineuntersuchung oder der Arztbesuch aufgrund von Symptomen erfolgte, es folgt eine Diagnose. Und diese Diagnose kann Dein Leben schlagartig verändern. 

Diabetes Mellitus
Arthrose
Morbus Bechterew
Koronare Herzerkrankung
Autoimmunerkrankung
Hör- oder Sehverlust
Hepatitis
Multiple Sklerose
Chron. Niereninsuffizienz
Asthma; COPD -chron. obstruktive Lungenerkrankung
Schizophrenie; Bipolare Störung
Demenz
Parkinson
Infertilität (Unfähigkeit Kinder zu bekommen)
Und viele mehr

Hinzu kommen Diagnosen von bösartigen Erkrankungen, die ich bewusst jetzt außen vorlasse.

Viele fühlen bei solchen Diagnosen Kontrollverlust, Unsicherheit, Angst. Auch wenn die eine Erkrankung als nicht so schlimm im Gegensatz zu den anderen erscheint, kann die Diagnose für den Patienten ein großer Schock sein. Die Diagnose „Arthrose“ kann für einen aktiven Menschen eine so starke Einschränkung in seinem Leben bedeuten, dass er genauso in eine Depression fällt wie jemand, der die Diagnose „Multiple Sklerose“ erhält. 

Warum sollte jemand so sehr geschockt sein? Die Medizin kann doch heutzutage schon so vieles heilen!“

Die moderne Medizin leistet tatsächlich großartiges. Nur heilen kann sie leider nicht alles. Die Erkrankungen werden behandelt, die Symptome und der Verlauf gelindert. Und ja, manche Krankheit verschwindet sogar ganz. Und andere Erkrankungen schreiten voran und verschlimmern sich.

Was beschäftigt die Patienten, wenn sie eine solche Diagnose bekommen haben? Was verändert sich?

Das Wissen, diese Krankheit zu haben, führt zu Verunsicherungen im Alltag. 

  • Viele schonen sich, vermeiden Aufregung und Bewegung, um es nicht schlimmer zu machen
  • Viele ziehen sich zurück, vermeiden z.B. Theater- oder Konzertbesuche aus Angst, genau dort könnte Ihnen etwas zustoßen
  • Viele fokussieren sich auf jegliche vermeintlich „nicht normale“ Regung ihres Körpers und verstärken dadurch ihre Angst, was wiederum zu „nicht normalen“ Symptomen führen kann.
  • Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, Angst vor sozialer Ausgrenzung.
  • Minderwertigkeitsgefühle – Einige Erkrankungen laufen darauf hinaus, dass die Patientin auf Hilfe angewiesen ist.
  • Angst vor Trennung der Partnerin wegen der Belastung
  • Lebensträume platzen

Unzureichende Kenntnisse über die Erkrankung führt zu Über- oder Unterforderung. Beides verschlechtert die Situation.

Was kann ich also tun?

Erkundige Dich genau über Deine Krankheit, und zwar bei einem Mediziner. Bitte Deinen Arzt sich bei dem nächsten Termin mehr Zeit für Deine Fragen zu nehmen. Schreibe vorab Deine Fragen auf und nimm jemanden mit. 2 Leute hören mehr als einer, und Du bist aufgeregt und erinnerst Dich später ggf. nicht mehr an die Antworten des Arztes. 

Vermeide Informationen aus Google zu erhalten. Dies führt mehr zu Verunsicherungen als dass diese Informationen hilfreich sind!

Fühlst Du Dich von Deinem Arzt nicht gut genug informiert, kannst Du Dich an die Patientenberatung wenden.
Die Berater geben Dir Informationen zu Befunden, Medikamenten und vieles mehr. 

Auch Heilpraktiker bieten Dir Unterstützung an. Die Krankenkassen übernehmen diese Beratungen in der Regel nicht. Frage vorab, welche Kosten auf Dich zukämen. 

Für viele Erkrankungen gibt es Selbsthilfegruppen. Hier „darfst“ Du googlen, wo sich so eine Gruppe in Deiner Nähe befindet. Evtl. kann Dir auch die Krankenkasse dabei behilflich sein. Der Austausch in diesen Gruppen hilft vielen Patienten sehr viel weiter. Nicht jeder erhält die gleiche Therapie und vielleicht erhältst Du den einen oder anderen Tipp, was Du noch für Dich tun kannst, damit es Dir wieder besser geht.  

Nun weiß ich Bescheid, aber deshalb ist die Krankheit ja nicht weg. Was nun?

Akzeptanz
Du weißt nun, was Deine Erkrankung für Auswirkungen auf Dein Leben hat. Fokussiere Dich nun darauf, was Du alles kannst – nicht, was Du nicht kannst. Hast Du Einschränkungen in einem Bereich, der Dir vorher wichtig war, versuche Alternativen zu finden. Bleib aktiv. Die Psyche spielt bei den Therapien eine unglaublich wichtige Rolle und so manche Einschränkung reduziert sich auf unerklärliche Weise. Du hast gerne Radtouren mit Deiner Partnerin gemacht, was nun nicht mehr so einfach geht? Schau, ob ein E-Bike die Lösung ist oder Ihr leiht Euch ein Tandem, wo Du Deine Kräfte schonen kannst. Ihr seid gerne am Strand spazieren gegangen, aber das Laufen im Sand fällt Dir schwer? Schaut nach Gegenden, wo es eine befestigte Strandpromenade gibt mit genug Möglichkeiten auch Pausen einzulegen. Versucht auch gemeinsam neue Möglichkeiten zu finden.

Rede
Sprich mit den Menschen in Deinem Leben, was mit Dir los ist und warum Du bestimmte Dinge nicht mehr (so gut) kannst. Ja, es kann sein, dass einige Personen aus Deinem Leben verschwinden, weil sie damit nicht zurechtkommen. Konzentriere Dich auf diejenigen, die weiterhin voll zu und hinter Dir stehen. Du wirst sehr wahrscheinlich von einigen überrascht sein, dass sie sich Dich so unterstützen. 

Arbeit
Hier weißt Du sicher besser wie Dein Chef oder Deine Kollegen reagieren, wenn sie davon erfahren. Hast Du einen Betriebsrat, so wende Dich zuerst an ihm. Lass Dich informieren, welche Rechte Du hast, falls es zu Leistungseinbußen aufgrund Deiner Erkrankung kommt. Helfen Dir vielleicht fixe, stabile Arbeitszeiten? Ist ein Abteilungswechsel sinnvoll? Möchtest Du Deine Arbeitszeit reduzieren? Bevor Du also Deinen Chef informierst, sei selbst gut informiert. Meine Erfahrung hat leider gezeigt, dass die eben noch so tollen Chefs Dich plötzlich nur noch als austauschbare Personalnummer sehen. 

Ernährung
Leider ist noch vieles in Bezug auf unsere Ernährung nicht gut erforscht. Ich bin mir allerdings sicher, dass viele Erkrankungen vermieden werden könnten, wenn wir uns „artgerecht“, maßvoll und vielseitig, abwechslungsreich ernähren. Probiere einiges aus. Bist Du ein „Süßmaul“, reduziere den Zucker drastisch für mindestens 2 Wochen und schau, wie es Dir geht (vom anfänglichen Entzug abgesehen, solltest Du Dich frischer fühlen). Als Fleischesser iss einfach mal mindestens 2 Wochen mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und beobachte wie Dir das bekommt. Lass Alkohol weg! Auch Bier ist Alkohol! Zigaretten und Drogen sind sowieso tabu. Dein Körper will Dir was sagen. Hör ihm zu. Immer wieder, auch wenn Du ihn anfangs noch nicht verstehst. Wir haben verlernt zu spüren, was uns gut tut und was nicht. 

Bewegung
Auch wenn Du eingeschränkt bist: „wer rastet, der rostet“, hat schon meine Oma gesagt. Und recht hatte sie. Du kannst nicht mehr joggen? Geh schwimmen, Rad fahren, walken. Mach Yoga, Pilates, Tai Chi, Qi Gong, spazieren…. es gibt so viele Arten der Bewegung und es wird etwas für Dich dabei sein. Und mach so viel Du kannst, überfordere Dich nicht und genauso unterfordere Dich nicht. Bewegung ist nicht nur gut für Deinen Körper, sondern auch für Deinen Geist und Deine Laune. 

Bleib positiv
Verweigere Dir den Spaß am Leben nicht. Triff Dich mit Leuten, mit denen Du lachen kannst. Geh ins Konzert, Theater, Kino, Café, verreise…alles, was in Deinem Rahmen möglich ist und genieße es. Singe! Wenn nicht im Chor, dann wenigstens zuhause. Singen macht gute Laune und beruhigt.

Vermeide Stress
Mute Dir nicht zu viel zu. Sag nein, wenn es zu viel wird. Wenn Dich Deine Diagnose zum Grübeln bringt, lerne Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Meditation, Atemtechniken, Fantasiereisen etc.

Sei kooperativ- Compliance
Mache die Therapien aktiv mit. Das sind Zeiten, die nur für Dich und Deine Gesundheit sind. Sieh sie also als positive Termine an. Auch außerhalb der Therapiezeiten kannst Du viel für Dich tun. Übernimm Verantwortung für Dich und Deine Gesundheit. Lass Dir Übungen und Tipps von Deinen Ärzten und Therapeuten geben. 

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