Wehre Dich! – wenn möglich…
Ist die Kündigung überhaupt gerechtfertigt? Ist sie rechtens? Hast Du einen Betriebsrat im Unternehmen, hast Du auch einen schnelle Ansprechpartner, der Dir helfen kann. Bist Du in der Gewerkschaft, wende sich umgehend an diese. Und lass Dich nicht abwimmeln (den Fall hatte ich auch schon). Es ist deren Aufgabe sich um solche Fälle zu kümmern.
Hast Du eine Arbeits- Rechtschutzversicherung, kläre mit der Versicherung vorab, wie hoch der Eigenanteil ist, ob Du nur Anwälte aus einem bestimmten Pool wählen kannst. Wir neigen im Ausnahmesituationen dazu, gar nicht oder vorschnell zu handeln. Um keine kostspieligen Überraschungen zu erleben, frage also vorher nach.
Auch wenn Du nicht mehr für die Firma arbeiten möchtest, nachdem sie so mit Dir umgegangen sind, kannst Du vielleicht wenigstens eine Abfindung herausschlagen.
Die Agentur für Arbeit
Das ist ein nicht so einfaches Thema. Die Geschichten und Szenarien, die immer wieder zu hören sind, stimmen nur bedingt. Ich hatte zwei Mal das „Vergnügen“ mich arbeitslos melden zu müssen und beide Male waren die Berater sehr nett. Nun ist aber nett nicht immer hilfreich. Gehe nicht davon aus, dass Du ungefragt Hilfsangebote bekommst. Also frag! Frag den Berater was für Unterstützungen Dir die Agentur geben kann: Weiterbildungen, sogenannte Umschulungen, Sprachkurse, Coachings, finanzielle Förderungen. Lass Dich von einem „nein“ nicht entmutigen. Rufe ggf. die Hotline der Arbeitsagentur an und frage da noch einmal. Wenn Dein Berater nicht weiß, dass es bestimmte Förderungen gibt, ist das nicht böswillig, sondern bei der Flut von sich verändernden Bestimmungen einfach an ihm vorbeigegangen. Bitte Deinen Berater sich noch einmal zu erkundigen.
Wenn Du im Internet etwas über Möglichkeiten gelesen hast, betrachte diese Informationen als unverbindlich: die Förderungen waren vielleicht vor ein paar Jahren noch möglich, sind es aber inzwischen nicht mehr.
Wenn Du so aus der Bahn geworfen wurdest, dass Du nicht weißt, wie Du an einen neuen Job kommen sollst und was für einen Job Du zukünftig machen willst und kannst, dann frage beim Arbeitsamt nach einem Einzelcoaching. Ein Fremder kann manchmal durch die Objektivität Deine Fähigkeiten aus Dir herauskitzeln und Dir in anderer Weise mehr Mut machen als Deine Freunde oder Familie. Denn die mögen und lieben Dich. Bist Du sowieso gerade unsicher, weißt Du nicht, ob sie das alles nicht nur sagen, um Dich aufzumuntern. Ein Coach kennt Dich kaum. Er wird also ehrlich sagen, was er sieht und was nicht.
Da Du Dich sofort nach der Kündigung beim Arbeitsamt arbeitslos melden musst und evtl. noch völlig unter Schock stehst, kann es hilfreich sein, Deine Partnerin mitzunehmen. Sie kann Fragen stellen, auf die Du in dem Moment vielleicht gar nicht kommst.
Finanzen – das liebe Geld
Im besten Fall bekommst Du bei Deiner Kündigung eine Abfindung und vom Arbeitsamt Dein Arbeitslosengeld. In vielen Fällen lässt Dich das erst einmal durchatmen.
Im schlechtesten Fall bekommst Du nichts. Warum? Wie kann das sein?
Du musst eine bestimmte Dauer gearbeitet haben, um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben. Hast Du die Dauer nicht erreicht, bekommst Du kein ALG1. Du hast allerdings Anspruch auf alles andere wie jeder, der ALG1 bezieht (nach jetzigem Stand 10/2019). Du kannst in so einem Fall ALG2 oder das sogenannte Hartz IV beantragen. Für viele erst einmal ein Dämpfer. Hat Hartv IV doch einen ziemlich bitteren Beigeschmack und einen negativen Ruf in der Gesellschaft. Vielleicht hast Du auch Anspruch auf Mietzuschuss. Frage Deinen Berater, was für Möglichkeiten es gibt und wo Du diese beantragen musst. Hast Du allerdings etwas angespart oder Vorsorge betrieben, kann es sein, dass Du damit erst einmal zurechtkommen musst und es keine finanzielle Unterstützung gibt.
Egal woher Du finanzielle Unterstützung bekommen kannst: nimm sie an! Das ist Dein Recht und es muss Dir überhaupt nicht unangenehm sein.